Anlässlich der Beteiligung Intels am Stand der Investitions- und Marketinggesellschaft Sachsen-Anhalt mbH (IMG) auf der HMI sprachen die Kollegen mit Bernd Holthaus, dem Personalchef bei Intel Deutschland.
IMG: Herr Holthaus, angesichts des massiven Fachkräftemangels in der Halbleiterindustrie: welche Strategien hat Intel entwickelt, um 3000 hochqualifizierte Fachkräfte für die Chipfertigung in Magdeburg zu gewinnen? Und gibt es damit schon konkrete Erfahrungen?
Bernd Holthaus. Foto: Intel
Holthaus: Wir bei Intel möchten unseren Beschäftigten eine ansprechende Arbeitsumgebung bieten. Dazu gehören für uns vielfältige Weiterentwicklungsmöglichkeiten, ein erstklassiges Grundgehalt, verschiedene Arbeitsmodelle sowie eine große Bandbreite von Zusatzleistungen. Uns ist es wichtig, dass sich unser Team aus Menschen mit verschiedenen Hintergründen und Lebenssituationen zusammensetzt, und dass sich bei uns jede und jeder Einzelne zugehörig fühlt. Aus diesem Grund sind Vielfalt und Inklusion wichtige Eckpfeiler unserer Unternehmenskultur.
Ein konkretes Beispiel ist unser „Global-Workforce-Mobility“-Programm, welches die Ankunft von globalen Talenten in Deutschland durch diverse Maßnahmen und Hilfestellungen erleichtert.
Auf die ersten 30 Stellen haben wir bereits ungefähr 3000 Bewerbungen erhalten. Das ist eine sehr erfreuliche Zahl, die das Interesse an Intel als Arbeitgeber verdeutlicht.
IMG: In welchen spezifischen Bereichen und Positionen benötigt Intel Beschäftigte und wie sieht Ihr zeitlicher Fahrplan für die Einstellungen aus?
Holthaus: Die Positionen, die wir in Magdeburg besetzen wollen, umfassen unter anderem technische Bereiche, wie zum Beispiel Prozess-Ingenieure, Mikrotechnologen, Fertigungs-techniker, aber auch Stellen in der Personalabteilung, der Öffentlichkeitsarbeit, im Maschinenpark, im Finanzwesen, in der IT und dem Management.
Was für uns bei allen Positionen das Wichtigste ist: Jede Person, die für Intel arbeiten möchte, sollte sich der eigenen Interessen bewusst sein. So stellen wir gemeinsam sicher, die jeweils richtige Stelle zu finden. Denn unser Bestreben ist es, langfristig einzustellen, und die Karrieren unserer Mitarbeitenden über einen langen Zeitraum hinweg zu fördern.
IMG: Wie sieht Intel die Zusammenarbeit mit lokalen Bildungseinrichtungen und Behörden, um den Bedarf an hochqualifizierten Arbeitskräften in Magdeburg zu decken?
Holthaus: Die nötigen Fachkräfte zu gewinnen, und diese richtig zu fördern ist uns ein wichtiges Anliegen. Forschung und Lehre sind der Kern des Fortschritts. Deshalb sind wir bereits für unseren geplanten Standort in Magdeburg Kooperationen mit Hochschulen aus Sachsen-Anhalt eingegangen, die beispielsweise Programme für Bachelor- und Masterstudiengänge sowie Praktikantinnen und Praktikanten umfassen. Hierfür arbeitet Intel mit Hochschulen wie der Otto von Guericke-Universität zusammen. Unter anderem wurde ein neuer Studiengang eingerichtet und ein vorhandener Reinraum instandgesetzt. Dazu kommt die Zusammenarbeit mit regionalen Unternehmen sowie der Industrie- und Handelskammer.
Künftig wollen wir einen nachhaltigen Talentpool aufbauen, von dem auch Dienstleister und Zulieferer langfristig profitieren können. In diesem Zuge hat Intel 2023 rund 1,2 Millionen Euro für das Hochschulsystem in Sachsen-Anhalt bereitgestellt. Der Forschungs- und Entwicklungsbereich „Intel Labs“ beabsichtigt außerdem, die Zusammenarbeit mit Universitäten in ganz Deutschland weiter auszubauen.
IMG: Welche Rolle spielen Weiterbildungs- und Qualifizierungsmaßnahmen bei der langfristigen Sicherung des benötigten Fachkräftebedarfs?
Holthaus: Durch die eben beschriebenen Maßnahmen wollen wir gemeinsam mit Partnerinnen und Partnern ein ganzes Ökosystem aufbauen, welches mit der Zeit wachsen und Arbeitsplätze in der Region und der Branche schaffen wird.
Mithilfe der IHK in Magdeburg, der Agentur für Arbeit, der IMG und über Verbände haben wir bereits sehr starke Partner an unserer Seite.
IMG: Auch Fachkräfte aus dem Ausland werden in Magdeburg benötigt. Welche spezifischen Herausforderungen sehen Sie insbesondere im Hinblick auf Fachkräfteeinwanderung in Deutschland?
Holthaus: Unsere ersten 30 Beschäftigten in Magdeburg stammen aus acht Ländern, darunter aus Israel, Taiwan oder Serbien. Grundsätzlich setzen wir uns für eine gute Nachbarschaft ein und sind zuversichtlich, dass internationale Fachkräfte den geplanten Standort langfristig bereichern werden.
Eine Herausforderung ist die Bürokratie für Migrantinnen und Migranten. Hier funktioniert die Zusammenarbeit, vor allem auf Stadt- und Landesebene, aktuell schon sehr gut. Wichtig ist uns auch zu durchdenken, was es aus Sicht eines Kandidaten oder einer Kandidatin bedeutet, nach Magdeburg zu kommen. Basierend darauf sollten die Prozesse in der Verwaltung adaptiert werden. Wenn wir von Willkommenskultur sprechen, geht es nicht nur um ein Gesetz. Es kommt auf das Engagement aller an.
IMG: Wie unterstützt Intel dabei ausländische Bewerberinnen und Bewerber, bzw. gibt es spezielle Programme oder Initiativen, um den Übergang und die Integration für internationale Fachkräfte zu erleichtern?
Holthaus: Intel unterstützt Mitarbeitende, die aus der ganzen Welt nach Magdeburg kommen, im Rahmen des genannten „Global-Workforce-Mobility“-Programms. Da geht es beispielsweise um die Anmeldung beim Einwohnermeldeamt, die Suche nach einer Kita oder die Auswahl von Versicherungen. Wir möchten unseren Fachkräften nicht nur einen Arbeitsplatz bieten, sondern ihnen auch dabei helfen, ein Teil der örtlichen Gemeinschaft zu werden.
IMG: Was sind Ihrer Meinung nach die Hauptvorteile von Magdeburg als Standort für die Chipfertigung? Welche Faktoren würden Sie potenziellen Bewerbern nennen, um sie von einer Karriere bei Intel in Magdeburg zu überzeugen?
Holthaus: Die Themen Wohnraum und Bildung sind für junge Familien sehr wichtig. Da hat Magdeburg im Vergleich zu Baden-Württemberg oder anderen Ballungsgebieten, wo Wohnraum kaum noch bezahlbar ist, einiges zu bieten. In Magdeburg sind aktuell noch zahlreiche Wohnungen verfügbar. Und es wird weiter stark in den Wohnungsbau investiert. Wichtig ist auch, wie das Schulsystem für die Kinder unserer Beschäftigten ausschaut.
Viele Menschen, die in den vergangenen Jahren aus beruflichen Gründen Magdeburg verlassen haben, kommen jetzt wieder zurück. Dazu kommen die vielen Pendler:innen, die oft Fahrtwege von einer Stunde oder mehr auf sich nehmen und für die ein Arbeitsplatz vor Ort interessant ist. Die geplanten Intel-Fabriken bieten eine Perspektive vor Ort, sodass die Menschen überhaupt erstmal nicht weggehen müssen.
IMG: In einem Ihrer ersten Interviews mit der Magdeburger Volksstimme war zu lesen: “Ich freue mich auf Magdeburg.“ Würden Sie das heute so wiederholen?
Holthaus: Aber sicher doch!
Der Beitrag INTEL Magdeburg: „Ein Ökosystem aufbauen, um Arbeitsplätze in der Region und der Branche zu schaffen“ erschien zuerst auf Wirtschaft und Markt.