In Zeiten des Wandels wird Bewährtes auf den Prüfstand gestellt, weil das bisher erfolgreiche Konzept oder Geschäftsmodell nicht mehr für die Zukunft taugt. Darüber reden wir seit Jahren, ohne uns ernsthaft zu bemühen. Erst in den letzten zwei Jahren begriffen viele, dass es ernst ist und ein Durchmogeln und eine Rückkehr zu alten Zeiten nicht mehr möglich ist. Gebraucht wird der radikale Wandel. Dazu hat Dr. Jens-Uwe Meyer ein Buch geschrieben. Wir veröffentlichen daraus in einer sechsteiligen Serien „Die größten Fehler beim Management des radikalen Wandels“.
Fehler 1: Der Fokus auf Bewahren und Verbessern
Es liegt tief in unserer menschlichen Psyche, dass wir das, was wir einmal erarbeitet haben, ungern wieder aufgeben. Wir haben jahrelang an unseren persönlichen Kompetenzen, beispielsweise am Erlernen eines Computerprogramms, gearbeitet. Wir haben Organisationen aufgebaut, in der Entwicklung von Prozessen und Arbeitsabläufen steckt jahrelange Optimierung. Wir haben Produkte und Dienstleistungen entwickelt, die in der Vergangenheit erfolgreich waren und heute noch erfolgreich sind. Zurecht sind wir stolz auf das, was wir erreicht haben. Und genau das steht uns im Weg.
Egal ob Sie Zukunftsstrategien für sich selbst als Individuum, für Ihr Team, Ihre Abteilung, Ihr Unternehmen oder Ihre Organisation entwickeln, Sie beginnen zwangläufig immer damit, das Bestehende erhalten zu wollen. Wären Sie anders, wären Sie ein hirnbiologisches Wunder.
Die “Erfolgs- und Verwöhnt AG” hat neue Mitbewerber in ihren Märkten über lange Zeit beobachtet. Doch der Fokus lag weiterhin auf dem Bestehenden. Draußen veränderte sich die Welt, drinnen fielen Sätze wie diese: „Unsere Kunden wollen das nicht.“ „Damit kann man kein Geld verdienen.“ „Das wird sich nicht durchsetzen.“ Das von der Presse hochgelobte Startup hat Schwierigkeiten beim Kundenservice? „Das ist doch klar, dass das nicht funktionieren kann. Wir haben seit Jahren einen viel besseren Kundenservice.“
Der Erfolgs- und Verwöhnt AG ging es so gut, dass das Unternehmen ein Immunsystem gegen Veränderungen aufgebaut hat. Auch wenn der Betriebsrat regelmäßig über zu lange Arbeitszeiten und zu geringe Gehälter schimpfte – eigentlich war das Unternehmen ein Wohlfühleldorado der Arbeitswelt. Sicher und reguliert mit einem hohen Bestandschutz. Im gesamten System befanden sich nur wenige, die es wirklich verändern wollten. Wenn sich Vorstand, das mittlere Management, der Betriebsrat und ein Großteil der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in irgendetwas einig waren, dann in diesem: Bitte ganz viel Innovation. Aber ohne Veränderung.
Wird fortgesetzt.
Der Autor: Dr. Jens-Uwe Meyer
Jens-Uwe Meyer. Foto: Innolytics
Dr. Jens-Uwe Meyer gilt als einer der renommiertesten Vordenker für die Wirtschaft im radikalen Wandel. Er promovierte über die Innovationsfähigkeit von Unternehmen. Die von ihm geleitete Innolytics AG entwickelt ein digitales Betriebssystem für zukunftsorientiertes Management und revolutioniert die Art, wie Unternehmen auf neue Herausforderungen reagieren.
Er ist Autor von mittlerweile 13 Büchern zu den Themen Innovation und Digitalisierung.
Das Buch:
Dr. Jens-Uwe Meyer: RESET – Wie sich Unternehmen und Organisationen neu erfinden. BusinessVillage, 262 Seiten, 24,95 Euro, ISBN 978-3-89980-8
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