Die enviaM-Gruppe wird den Ausbau der Energieinfrastruktur in Ostdeutschland weiter beschleunigen. Der Unternehmensverbund kündigt für 2024 Mehrinvestitionen von rund zehn Prozent an. Bis 2028 sollen vor allem in Stromnetze und erneuerbare Energien rund drei Milliarden Euro fließen – in der Unternehmensgeschichte ein neuer Rekord.
„Der Anschluss erneuerbarer Energien, die Kraftwerksstrategie, die Integration dezentraler Energielösungen oder die Wärmeplanung funktionieren nur mit stabilen und leistungsfähigen Stromnetzen. Diese sind der Dreh- und Angelpunkt der Energiewende. Wir werden daher die Investitionen in unsere Infrastruktur in diesem Jahr erneut steigern, um die ebenfalls steigenden Anforderungen der kommenden Jahre zu stemmen. Unser geschäftliches Wachstum 2023 liefert dafür die nötige Grundlage“, sagt der enviaM-Vorstandsvorsitzende Dr. Stephan Lowis.
Fokus auf Stromnetzen und erneuerbaren Energien
Für Ausbau, Erneuerung und Instandhaltung der Stromnetze plant die enviaM-Gruppe 2024 rund 426 Millionen Euro ein. Diese werden für die Digitalisierung und Steuerbarkeit der Netze, intelligente Netzlösungen und die Erweiterung aufgrund des enormen Anstiegs der dezentralen Einspeiseanlagen benötigt.
Zuwachs verzeichnen auch die erneuerbaren Energien. Die 2023 erzeugte Leistung stieg um 17 Prozent auf rund 406 Gigawattstunden. Für den weiteren Ausbau eigener Windkraft- und Photovoltaikanlagen sind 2024 rund 26 Millionen Euro vorgesehen.
Herausforderung Wärmewende und Dekarbonisierung
Die enviaM-Gruppe beschäftigt sich auch intensiv mit der kommunalen Wärmeplanung. Nach dem Willen der Bundesregierung soll die Wärmeversorgung bis 2030 zu 50 Prozent und 2045 zu 100 Prozent dekarbonisiert erfolgen. Seit 2023 wurden durch die enviaM-Gruppe über 200 ostdeutsche Städte und Gemeinden mit insgesamt mehr als 1,7 Millionen Einwohnern zum Wärmeplanungsgesetz informiert und beraten. Im Versorgungsgebiet beginnen in diesem Jahr über 40 Kommunen mit konkreten Planungen zur Neuaufstellung der Wärmeversorgung.
Um die Dekarbonisierung der gruppeneigenen Fernwärmeerzeugung voranzubringen, werden sieben bestehende konventionelle Anlagen zur Fernwärmeversorgung auf nachhaltigere Brennstoffe umgestellt. Im Heizwerk Vetschau beispielsweise wird ab Herbst 2024 der Braunkohlestaubkessel ausgetauscht, um durch Holzresteverwertung CO2 zu sparen. Außerdem arbeitet die enviaM-Gruppe an der Abwärmenutzung von Datacentern und Industriebetrieben für die Nahwärmeversorgung zum Beispiel in Taucha, Falkenstein und Penig. Für die kommenden Jahre sollen mehr als 50 Millionen Euro in diese und ähnliche Projekte fließen.
Ausbau der Breitbandversorgung
Auch die Breitbandversorgung von Privatkunden und Gewerbegebieten sowie der Betrieb von Datacentern gehören zur Infrastrukturleistung der enviaM-Gruppe. In Groitzsch ging das erste Glasfasernetz von mehreren im Landkreis Leipzig in Betrieb. Im Erzgebirgskreis erfolgte der Spatenstich für 21 Kommunen. Mittlerweile ist das Glasfasernetz der Gruppe mit rund 7.000 Kilometern ebenso lang wie das Gasnetz. Bis 2026 sollen 80.000 Haushalte mit schnellem Internet versorgt werden.
Darüber hinaus wird derzeit ein neues Datacenter gemeinsam mit dem E.ON-Schwesterunternehmen Avacon in Sehnde bei Hannover errichtet. Das Investitionsvolumen beträgt rund 40 Millionen Euro.
Flexible Energielösungen für Kunden
Die enviaM-Gruppe will Anreize zum Energiesparen geben und bietet seit kurzem einen dynamischen Stromtarif in ihrem Versorgungsgebiet an, der an den aktuellen Börsenpreis gekoppelt ist. Kunden mit intelligentem Messsystem können damit ihren Verbrauch auf Tageszeiten mit niedrigen Preisen legen, ihre Stromkosten senken und zur Entlastung des Stromnetzes beitragen.
„Wir sind gleichermaßen zuverlässiger Versorger und innovativer Energiedienstleister. Unsere Kunden wünschen energieeffiziente, intelligente Dienstleistungen mit Sparpotenzial. Für uns heißt das, eine moderne Produktwelt mit einem flexiblen Home-Energiemanagement-System zu kombinieren und damit zu wachsen“, sagt Patrick Kather, enviaM-Vorstand für Erzeugung und Vertrieb.
Bedarf an Fachkräften steigt
Um all diese Vorhaben umsetzen zu können, hat die enviaM-Gruppe eine Fachkräfteinitiative gestartet, um dem gestiegenen Personalbedarf für die künftigen Investitionen zu entsprechen. Sie zielt darauf ab, die Sichtbarkeit des Unternehmensverbundes in der Region zu erhöhen und erfolgreich neue Beschäftigte zu gewinnen. Durch den Hochlauf an Neueinstellungen sind die Mitarbeiterzahlen 2023 auf rund 3.800 gestiegen (2022: rund 3.600).
„Ingenieure und Facharbeiter sind bei uns weiterhin sehr gefragt; wir sprechen auch aktiv Frauen für technische Berufe an. In diesem Jahr gehen wir von einem Bedarf an rund 500 Stellen aus. Neben der gezielten Fachkräfteansprache und Suche nach Auszubildenden fördern und unterstützen wir unsere bestehende Belegschaft nach Kräften“, sagt Sigrid Nagl, enviaM-Vorständin für Personal und IT. Gruppenweit sind flexibles Arbeiten, zahlreiche Angebote im Zusammenhang mit Gesundheitsmanagement, ein hohes Maß an Digitalisierung und vielfältige Angebote zur Fort- und Weiterbildung bereits fest etabliert. Derzeit beschäftigt sich die enviaM-Gruppe mit KI-unterstützten Lösungen, um den Arbeitsalltag in vielen Bereichen weiter zu modernisieren.
Gutes Geschäftsergebnis und hohe Wertschöpfung
2023 hat die enviaM-Gruppe erfolgreich abgeschlossen und damit die Voraussetzung für das weitere Wachstum geschaffen. Das bereinigte operative Ergebnis vor Steuern und Zinsen (EBIT) des Unternehmensverbundes steigerte sich auf 453,5 Millionen Euro im Jahr 2023 (2022: 334,5 Millionen Euro).
An ihre Anteilseigner gibt enviaM eine Dividende von 0,67 Euro je Stückaktie (2022: 0,65 Euro je Stückaktie) und insgesamt rund 166 Millionen Euro aus. Die an enviaM beteiligten Kommunen erhalten davon rund 70 Millionen Euro.
Auch darüber hinaus ist die Geschäftstätigkeit der enviaM-Gruppe ein wichtiger ostdeutscher Wirtschaftsfaktor. Durch ein höheres Geschäftsergebnis, den Anstieg von regionalen Einkäufen und Personal erhöhte sich die regionale Wertschöpfung auf rund 1,9 Milliarden Euro und rund 17.000 generierter Arbeitsplätze in der Region.
Bürokratierückgang wesentlich für weitere Entwicklung der Energiebranche
Das Geschäftsumfeld der enviaM-Gruppe bleibt herausfordernd. Anlässlich des Jahrespressegespräches sprach sich Stephan Lowis für einen weiteren Bürokratieabbau bei Planung und Genehmigungen, für eine effiziente Wärmewende unter Beteiligung der Netzbetreiber und die Bereitstellung günstiger Versorgung aus. „Die Bundesregierung hat in den letzten Monaten mit einer Reihe von Gesetzen die Rahmenbedingungen bereits verbessert. Dennoch sind wir bei Planung und Genehmigungen, zum Beispiel auf Landesebene, noch nicht dort, wo wir sein müssten. Wir sind in vier Bundesländern aktiv und plädieren daher für länderübergreifende Standardisierungen von Fristen, Regelungen und Datenschnittstellen“, so Lowis.
Hintergrund
Die enviaM-Gruppe ist der führende regionale Infrastruktur- und Energiedienstleister in Ostdeutschland. Der Unternehmensverbund versorgt rund 1,2 Millionen Kunden mit Strom, Gas, Wärme und Energie-Dienstleistungen. Zur Unternehmensgruppe mit rund 3.800 Beschäftigten gehören die envia Mitteldeutsche Energie AG (enviaM), Chemnitz, sowie weitere Gesellschaften, an denen enviaM mehrheitlich beteiligt ist. Anteilseigner von enviaM sind mehrheitlich die E.ON SE sowie rund 650 ostdeutsche Kommunen, die direkt oder über Beteiligungsgesellschaften an enviaM beteiligt sind.
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