Es gibt viele Netzwerke im Osten. Sind es ausreichend? Wie wirksam sind sie? Woran fehlt es noch. W+M beginnt heute eine Serie mit dem Ziel, derartige Netzwerke vorzustellen, um ihre Bekanntheit zu vergrößern.
Bei den immer wieder aufgerufenen Benachteiligungen des Ostens gegenüber dem etablierten Westen Deutschlands spielen die angeblich fehlenden Netzwerke eine große Rolle. Sie sind verantwortlich dafür, dass so wenig Ostdeutsche in Führungspositionen vertreten sind, die Berichterstattung in den Medien schwach und oft einseitig ist und vieles andere mehr. Einigkeit besteht darüber, dass dies sich ändern müsste und nicht nur eine Sache der Politik sei. Mit der fortgesetzten Berufung eines Ostbeauftragten der Bundesregierung und der Aufwertung der Funktion durch die Zuordnung zum Bundeskanzleramt hat der Bundeskanzler eines seiner Wahlversprechen erfüllt.
Eine weitere gute Nachricht: Die Wirtschaft in der Region Ost hat sich gerade in den letzten Jahren maßgeblich verbessert, dafür sind nicht nur die geplanten Großansiedlungen in Brandenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen verantwortlich, aber eben auch. Jetzt geht es darum, diesen Effekt zu nutzen und durch gezielte Investitionen in die Infrastruktur, in die Bildung und in die Köpfe der ostdeutschen Bevölkerung zu bringen. Ohne Weltoffenheit wird es nicht gelingen, die Chancen einer zukunftsorientierten Wirtschaft zum entscheidenden Vorteil zu nutzen. Und ohne die richtige Kommunikation wird es ebenso nicht gehen und die braucht gute Netzwerke.
Fehlen tatsächlich die neuen Netzwerke im Osten? Ja und nein.
Die Parteien in Ostdeutschland haben wenig Mitglieder. Sicher hängt das mit einer aus DDR-Tagen begründeten Zurückhaltung und gelernten Skepsis zusammen, wohl aber auch mit dem Gebaren der Parteien, denen es immer weniger gelingt, massenkompatibel zu sein und zu mehr gesellschaftlichem Engagement zu motivieren. Inwieweit davon die AfD profitiert, wird sich im Laufe des Jahres bei den Kommunalwahlen, vor allem aber bei den Landtagswahlen in Sachsen, Thüringen und Brandenburg zeigen. Hier ist sie überall, den Umfragen zufolge, stärkste Partei. Die Gründung der BSW unter Sahra Wagenknecht weckt Hoffnungen, die sich aber nicht zwangsläufig erfüllen müssen. Die Planungen eines Herrn Maaßen geben keinen Anlass zu Hoffnung.
Die Industrie- und Handelskammern und die Handwerkskammer sind Netzwerke , denen die Unternehmen automatisch angehören, machen einen guten Job. Als Vertretungen der Unternehmen kümmern Sie sich um Ihre Mitgliedsunternehmen und verleihen Ihnen eine Stimme. Regional aufgestellt wirken sie aber eben auch regional. Die Branchenverbände und Cluster sind ebenfalls starke Vertreter ihrer Mitglieder. Es gibt große Branchenverbände mit Ostablegern. Der VDMA Ost, die Nordost-Chemie-Verbände, der ACOD – das Automobilcluster Ostdeutschland, Optonet aus Jena, der Ostdeutsche Bankenverband OstBV und einige andere sind hier zu nennen. Die Themen, die sie bespielen, sind naturgemäß Fach- und branchenbezogene Themen.
Und dann gibt es noch die zahlreichen neuen, aber vornehmlich kleinen und sehr unterschiedlich aufgestellten Netzwerke. Sie beginnen beim Ostdeutschen Wirtschaftsforum und enden bei „Wir sind der Osten“ noch lange nicht. Sie sind oft sehr aktuellen Ursprungs, unabhängig und folgen dem Mainstream der Diskussion um den Osten. Das macht sie wichtig.
W+M stellt Ihnen in folgenden Beiträgen einige der maßgeblichen Initiativen vor.
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