Potsdam, 27. Mai 2024. Im ersten Quartal 2024 verzeichnete das ostdeutsche Bauhauptgewerbe im Hinblick auf den Auftragseingang ebenso wie bei der Umsatzentwicklung nominal, d. h. nicht preisbereinigt, jeweils negative Ergebnisse. „Der Start in das Baujahr 2024 war gerade im Hinblick auf die Nachfrage nach Bauleistungen durch eine deutliche Abkopplung der ostdeutschen Baukonjunktur von der Gesamtentwicklung im Bundesgebiet gekennzeichnet“, erklärte Dr. Robert Momberg, Hauptgeschäftsführer des Bauindustrieverbandes Ost e. V. (BIVO) nach Bekanntgabe der Märzergebnisse im Bauhauptgewerbe für Betriebe mit 20 und mehr Beschäftigten durch das Statistische Bundesamt.
Auftragseingang: Nachfrage sinkt im Vorjahresvergleich real um fast 12 Prozent
Das Gesamtauftragsvolumen des ostdeutschen Bauhauptgewerbes betrug im ersten Quartal 2024 4,2 Mrd. EUR und verfehlte damit den Vergleichswert des Vorjahres nominal um 7,4 Prozent, real um 11,9 Prozent. Den höchsten nominalen Rückgang verzeichnete dabei der Wirtschaftsbau. Hier erreichten die Aufträge einen Wert von 1,8 Mrd. EUR. In Relation zu 2023 war das ein nominales Minus von 25,0 Prozent. Demgegenüber registrierte der Öffentliche Bau Zuwachs. Hier belief sich der Auftragseingang auf knapp 1,8 Mrd. EUR und war damit nominal um 16,1 Prozent höher als im Jahr zuvor. Dabei stiegen die Order im Straßenbau um 10,5 Prozent auf 847,5 Mio. EUR an. Im Wohnungsbau nahmen die Bestellungen nominal um 4,3 Prozent auf 579,9 Mio. EUR zu. „Der Blick auf die Entwicklung in den Bausparten zeigt, dass es der ausgesprochen schwache Wirtschaftsbau ist, der momentan die Baukonjunktur in Ostdeutschland, anders als im übrigen Bundesgebiet, ausbremst“, kommentierte Momberg das Ergebnis.
Umsatz: Erlöse gehen real um 8,1 Prozent zurück
Das ostdeutsche Bauhauptgewerbe erzielte von Januar bis März 2024 Umsatzerlöse in Höhe von insgesamt knapp 4,0 Mrd. EUR. Das entsprach im Vorjahresvergleich einem nominalen Rückgang um 3,6 Prozent, real um 8,1 Prozent. Am stärksten verringerte sich der Wohnungsbau. Mit einem Umsatzaufkommen von 886,5 Mio. EUR verzeichnete er nominal ein um 6,8 Prozent schlechteres Ergebnis als im Vorjahresquartal. Im Öffentlichen Bau erreichten die Umsätze annähernd 1,3 Mrd. EUR und verfehlten damit den Vergleichswert von 2023 nominal um 5,3 Prozent. Allein der Straßenbau wuchs bei Umsätzen von 962,3 Mio. EUR um 4,8 Prozent. Die Erlöse im Wirtschaftsbau sanken nominal um 0,7 Prozent auf 1,8 Mrd. EUR. „Alle Segmente der Bautätigkeit in Ostdeutschland registrierten im ersten Quartal 2024 einen realen Rückgang, ein unbefriedigendes Ergebnis, welches sich angesichts der gegenwärtigen Auftragslage im ersten Halbjahr 2024 kaum noch drehen lässt“, erklärte Momberg abschließend.
Verbandsgebiet Ergebnisse 1. Quartal 2024
Berlin
Gesamtauftragseingang bricht ein +++ Gesamtumsatz geht zurück +++ Zahl der Beschäftigten nimmt ab (-5,6 Prozent)
Das Auftragsvolumen der Unternehmen des Berliner Bauhauptgewerbes erreichte im ersten Quartal 2024 ein Ergebnis von 598,1 Mio. EUR. Damit wurde der Vergleichswert des Vorjahres nominal (nicht preisbereinigt) um 31,7 Prozent verfehlt, preisbereinigt sogar um 37,3 Prozent, also um mehr als ein Drittel. Den vergleichsweise höchsten nominalen Rückgang verzeichnete der Wirtschaftsbau. Hier sank der Auftragseingang um 40,9 Prozent auf 309, Mio. EUR ab. Im Öffentlichen Bau summierten sich die Bestellungen auf 129,1 Mio. EUR. Das war ein nominales Minus von 27,5 Prozent. Dabei ging der Straßenbau um 28,0 Prozent auf 61,1 Mio. EUR zurück. Der Wohnungsbau verzeichnete mit einem Auftragswert von 159,9 Mio. EUR nominal ein um 8,2 Prozent schlechteres Ergebnis als im ersten Quartal 2023.
Der Gesamtumsatz des Bauhauptgewerbes lag von Januar bis März 2024 bei 828,8 Mio. EUR und damit nominal um 2,3 Prozent unter dem von 2023, preisbereinigt um 7,9 Prozent. Den stärksten nominalen Rückgang verzeichnete der Öffentliche Bau. Mit Erlösen von 164,7 Mio. EUR verfehlte er den Vergleichswert des Vorjahres nicht preisbereinigt um 7,4 Prozent. Lediglich der Straßenbau legte mit Umsätzen in Höhe von 61,1 Mio. EUR nominal zu (+16,2 %). Im Wirtschaftsbau erreichte der Umsatz ein Volumen von 298,2 Mio. EUR und verringerte sich damit gegenüber 2023 nominal um 4,8 Prozent. Demgegenüber stieg der Umsatzerlös Im Wohnungsbau nominal um 2,4 Prozent auf 365,9 Mio. EUR an.
Brandenburg
Gesamtauftragseingang mit starkem Rückgang +++ Gesamtumsatz wächst nur nominal +++ Zahl der Beschäftigten nimmt zu (+4,0 Prozent)
Im ersten Quartal 2024 verzeichnete das Bauhauptgewerbe einen Gesamtauftragseingang von 568,7 Mio. EUR. Das bedeutete einen nominalen (nicht preisbereinigten) Rückgang zum Vorjahr um 17,4 Prozent, preisbereinigt um 22,0 Prozent. Den höchsten Nachfrageeinbruch erlebte der Wirtschaftsbau. Sein Auftragseingang verringerte sich nominal um 23,6 Prozent auf 282,7 Mio. EUR. Ebenfalls ausgesprochen ungünstig verlief die Entwicklung im Öffentlichen Bau. Hier erfolgten Bestellungen im Wert von 208,9 Mio. EUR. Das entsprach in Relation zum Vorjahresquartal einem nominalen Rückgang von 12,7 Prozent. Der Straßenbau registrierte dabei mit einem Auftragswert von 123,4 Mio. EUR ein Ergebnis, welches um 5,9 Prozent unter dem von 2023 lag. Das Ordervolumen im Wohnungsbau verringerte sich nominal um 1,9 Prozent auf 77,1 Mio. EUR.
Das Bauhauptgewerbe Brandenburgs erzielte im ersten Vierteljahr 2024 Umsatzerlöse in Höhe von knapp 705,0 Mio. EUR. Das waren nicht preisbereinigt 1,7 Prozent mehr als im Jahr zuvor, während sich real ein Minus von 2,9 Prozent ergab. Negativ gestaltete sich die Bautätigkeit im Wohnungsbau. Der Umsatz sank hier nominal um 11,8 Prozent auf 163,0 Mio. EUR. Der Öffentliche Bau verzeichnete bei einem Gesamterlös von 223,3 Mio. EUR nominal das höchste Wachstum (+6,6 %). Darunter stieg der Umsatz im Straßenbau um 9,4 Prozent auf 101,2 Mio. EUR an. Im Wirtschaftsbau konnte mit einem Umsatz von 318,7 Mio. EUR das Vorjahresergebnis nominal um 6,5 übertroffen werden.
Sachsen
Auftragseingang im Wirtschaftsbau bricht ein +++ Gesamtumsatz geht deutlich zurück +++ Zahl der Beschäftigten nimmt ab (-2,8 Prozent)
Das sächsische Bauhauptgewerbe verzeichnete im ersten Quartal 2024 Aufträge mit einem Gesamtvolumen von knapp 1,5 Mrd. EUR. Gegenüber dem Vorjahreszeitraum bedeutete das einen Rückgang um nominal (nicht preisbereinigt) 1,6 Prozent, preisbereinigt um 5,2 Prozent. Das Gesamtergebnis beruhte allerdings allein auf einer negativen Entwicklung im volumenstarken Wirtschaftsbau. Der Bestellwert verringerte sich hier nominal 27,9 Prozent auf 593,2 Mio. EUR. Deutlich positiver verlief die Entwicklung im Öffentlichen Bau. Dieser registrierte von Januar bis März 2024 ein Auftragsvolumen von 713,4 Mio. EUR und verbuchte damit ein nominales Plus von 30,8 Prozent. Der Straßenbau lag dabei mit Aufträgen von 319,2 Mio. EUR nominal um 18,5 Prozent über dem Vergleichswert von 2023. Der Wohnungsbau erreichte bei einem Auftragswert von 187,0 Mio. EUR einen nominalen Zuwachs von 25,9 Prozent.
Der Gesamtumsatz des Bauhauptgewerbes belief sich im ersten Viertaljahr 2024 auf 1,1 Mrd. EUR, was einem nominalen Rückgang in Bezug zum Vorjahr von 9,1 Prozent entsprach, real waren es 12,7 Prozent. Die Bautätigkeit ging in allen Segmenten zurück. Im Öffentlichen Bau verringerte sich das Ergebnis in Relation zum Vorjahr nominal um 15,6 Prozent auf 366,8 Mio. EUR, darunter im Straßenbau um 2,4 Prozent auf 141,0 Mio. EUR. Der Wohnungsbau schrumpfte nominal um 9,5 Prozent auf 155,3 Mio. EUR. Auch der Wirtschaftsbau verzeichnete kein Wachstum. Seine Erlöse betrugen 625,6 Mio. EUR und lagen damit nominal um 4,6 Prozent unter denen von 2023.
Sachsen-Anhalt
Auftragseingang steigt insgesamt an +++ Gesamtumsatz nimmt ab +++ Zahl der Beschäftigten leicht unter Vorjahresniveau (-0,2 Prozent)
Im Bauhauptgewerbe von Sachsen-Anhalt belief sich der Gesamtauftragseingang im ersten Quartal 2024 auf 666,0 Mio. EUR, was einem nominalen, d. h. nicht preisbereinigten Zuwachs um 11,2 Prozent entsprach. Preisbereinigt reduzierte sich das Wachstum auf 6,3 Prozent. Die insgesamt positive Auftragsentwicklung fußte allerdings allein auf einem deutlichen Nachfragesprung im Öffentlichen Bau. Der Auftragswert erreichte hier 264,7 Mio. EUR, ein nominal um 46,0 Prozent besseres Ergebnis als im Jahr zuvor. Die Order im Straßenbau stiegen dabei um 35,5 Prozent auf 149,7 Mio. EUR. Ein Ergebnis knapp unter dem des Vorjahres verzeichnete der Wohnungsbau. Die Aufträge gingen hier nominal um 0,1 Prozent auf 55,5 Mio. EUR zurück. Der Wirtschaftsbau verbuchte den deutlichsten Nachfragerückgang. Mit einem Volumen von 345,8 Mio. EUR verfehlte er sein Vorjahresergebnis nominal um 4,5 Prozent.
Die Umsatzerlöse betrugen im ersten Vierteljahr 2024 insgesamt 497,1 Mio. EUR. Sie fielen damit nominal 1,6 Prozent niedriger aus als 2023. Preisbereinigt wurde das Vorjahresergebnis um 6,5 Prozent unterschritten. Lediglich im Wirtschaftsbau erreichte der Umsatz mit einer Höhe von 274,4 Mio. EUR ein nominal positives Ergebnis (+8,9 %). Im Öffentlichen Bau verringerten sich die Erlöse der Bauunternehmen um nominal 3,9 Prozent auf 165,1 Mio. EUR, darunter im Straßenbau auf 85,2 Mio. EUR (-4,4 %). Den stärksten Einbruch erlebte der Wohnungsbau. Mit einem Umsatz in Höhe von 57,6 Mio. EUR wurde der Vergleichswert von 2023 nominal um 29,0 Prozent unterschritten, real damit um etwa ein Drittel.
Der Bauindustrieverband Ost e. V. (BIVO) vertritt die Interessen von 260 Bauunternehmen mit 20.000 Beschäftigten in den Ländern Berlin, Brandenburg, Sachsen und Sachsen-Anhalt.
Der Beitrag Ostdeutsche Baukonjunktur lahmt im 1. Quartal 2024 erschien zuerst auf Wirtschaft und Markt.