Kaum eine Branche wurde von der Corona-Pandemie schwerer gebeutelt als die Tourismuswirtschaft. Nicht nur die Besucherzahlen brachen ein, auch viele Arbeitskräfte verließen dauerhaft die touristischen Berufe. Nun kehren die Tourismusbetriebe langsam aus dem tiefen Tal zurück. W+M veröffentlich den Tourismusreport in drei Folgen. Von Matthias Salm.

24.04.2023
Teil 1: Berlin: Die Rückkehr der Kongresse/Brandenburg: Tagestouristen beflügeln das Geschäft

29.04.2023
Teil 2: Sachsen: Masterplan soll Branche weiterentwickeln/Thüringen: Neue Förderanreize für den Tourismus

09.05.2023
Teil 3: Mecklenburg-Vorpommern: Zweitbeliebtestes innerdeutsches Reiseziel/ Sachsen-Anhalt: Weltkulturerbe als Highlight

TEIL 2 – Sachsen und Thüringen

Sachsen: Masterplan soll Branche weiterentwickeln

In Sachsen übertrafen die Gästeankünfte und die Übernachtungen deutlich das Niveau von 2021. Rund sieben Millionen Ankünfte zählte der Freistaat. Auch die Übernachtungszahlen verzeichneten einen deutlichen Zuwachs auf 17,91 Millionen. Die Zuwachse erreichten alle sächsische Städte und Landkreise. Besonders gut erholte sich der Städtetourismus.

Dresdner Zwinger. Foto AdobeStock

Dresden erzielte 2022 ein Plus von 83,2 Prozent bei den Gästen und 71 Prozent bei den Übernachtungen. Auch Leipzig verbesserte sich in der Zahl der Ankünfte um 79,7 Prozent und bei den Übernachtungen um 65,8 Prozent. Chemnitz legte bei den Ankünften (+81,2 Prozent) und den Übernachtungen (+55,4 Prozent) zu. Besonders die Stadt und der Kreis Leipzig sowie der Kreis Nordsachsen reichten nahe an die Zahlen vor der Pandemie heran.

Die Tourismus Marketing Gesellschaft Sachsen (TMGS) unterstützt die Branche mit einer deutschlandweiten Ganzjahres-Offensive zum Thema „Draußen sein in Sachsen“. Sie vereint Angebote für Städte- und Kulturreisen, Aktiv- und Familienurlaub und setzt auf die Kombination von Kultur- und Naturgenuss.

Das Land Sachsen will gemeinsam mit der Branche einen Strategieprozess zum Masterplan Tourismus Sachsen einleiten. Themen sind dabei der Ganzjahrestourismus, Marketing, Fachkräfte und Digitalisierung sowie die Vernetzung von Kultur und Tourismus. Dafür soll der Masterplan Tourismus Sachsen eine inhaltliche Grundlage bieten. Für 2023 planen die Sachsen mit 7,8 Millionen Euro und für 2024 mit fast 8 Millionen Euro für das Standort- und Tourismusmarketing. Die Branche ist auch gesamtwirtschaftlich relevant: Rund acht Milliarden Euro Umsatz erzeugten Touristen in Sachsen vor der Pandemie. Mehr als 190.000 Menschen verdienen ihr Einkommen direkt oder mittelbar über die Wertschöpfung der Tourismusbranche. Für den sächsischen Tourismus sind auch die Mittel im sächsischen Doppelhaushalt 23/24 aufgestockt worden. Rund 20,5 Millionen Euro werden in den kommenden beiden Jahren jeweils für den Tourismus zur Verfügung stehen.

In der Zukunft will der Freistaat Sachsen seinen Status als Kulturreiseland Nummer 1 in Deutschland ausbauen. Ein weiteres wichtiges Thema ist der Ganzjahrestourismus. So sollen Sachsens Wintersportregionen durch Investitionen in den Radtourismus saisonunabhängiger werden. Zu den bevorstehenden Jubiläen, von denen sich Sachsens Tourismus auswärtige Besucher erhofft, gehört der 250. Geburtstag von Caspar David Friedrich, der 2024 begangen wird. Die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden widmen dem Künstler die Ausstellung „Caspar David Friedrich. Wo alles begann“ im August an zwei Standorten – im Albertinum und im Residenzschloss.

Thüringen: Neue Förderanreize für den Tourismus

In Thüringen sind die Übernachtungszahlen im Vergleich zu 2021 um mehr als 35 Prozent gestiegen. Die Beherbergungsbetriebe haben sich somit im Jahr 2022 spürbar von den Verlusten der Pandemie erholen können, die Ergebnisse von 2019 konnten jedoch noch nicht wieder erreicht werden. So lag die Zahl der Ankünfte in Thüringen 2022 noch um 15,6 Prozent unter den 2019 erreichten Werten.

Der Aufholprozess nach der Pandemie soll sich 2023 fortsetzen. Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee zeigt sich optimistisch: „Alle Anzeichen stehen gut, dass das Jahr 2023 wieder ein erfolgreiches Tourismusjahr für Thüringen werden kann.“  Dazu trägt auch die Förderstrategie der Erfurter Landesregierung bei. Sie steuerte im Jahr 2022 insgesamt 32,4 Millionen Euro Fördermittel für 35 touristische Vorhaben bei.

Für die Zukunft will Thüringen noch mehr in die Entwicklung neuer Angebote und Reiseanlässe investieren. Dazu soll das Landesprogramm Tourismus entsprechend erweitert werden. „Das Land wird neue Förderanreize für die Produktentwicklung und das Marketing setzen, aber zum Beispiel auch den Kongress- und Veranstaltungstourismus weiter ausbauen“, kündigt Tiefensee an: „Das können mehr sportliche Highlights wie beispielsweise der Rennsteiglauf oder auch kulturelle Festivitäten wie die Thüringer Bachwochen sein. Um solche Highlights zu entwickeln, braucht es ein engeres Miteinander von regionalen Tourismusverbänden, kulturellen Einrichtungen und Kulturunternehmen“, so Tiefensee anlässlich der Berliner Reisemesse ITB. Insbesondere will der Freisaat künftig stärker vom Messe- und Tagungstourismus profitieren.

Rathaus Nordhausen. Foto AdobeStock

Gegenüber dem Jahr 2021 verzeichneten alle neun Thüringer Reisegebiete deutliche Zuwächse bei Gästeankünften und Übernachtungen. Diese reichten von einem Plus von 18,6 Prozent bei den Übernachtungen im Reisegebiet „Thüringer Rhön“ bis zu 46,4 Prozent mehr Übernachtungen im Reisegebiet „Südharz Kyffhäuser“. Zu den Highlights gehörte 2022 auch die Eröffnung des 4-Sterne-Hotels Familux Resort The Grand Green Oberhof.

 

Der Beitrag Ostdeutscher Tourismus: Zurück aus dem tiefen Tal – Teil 2/3 – Sachsen und Thüringen erschien zuerst auf Wirtschaft und Markt.