Wer im Osten von Deutschland aufgewachsen ist, ist ostdeutsch. Doch wenn nur die Eltern in Ostdeutschland geboren sind und die Familie im Westen lebt, wird es komplizierter. Ein Berliner Forscherteam hat das Ostdeutschsein genauer untersucht.
Hintergrund ist die Debatte über eine zu geringe Vertretung von Ostdeutschen in Ämtern, wo wichtige Entscheidungen gefällt werden. Der Ostbeauftragte Carsten Schneider (SPD) will dies „aktiv ändern“, wie er am Dienstag sagte. Er definiert „ostdeutsch“ nach dem Geburtsort. Die Dezim-Untersuchung stellt hingegen weitere mögliche Kriterien zur Debatte und kommt auf vier denkbare Kategorien.
Dazu zählen „geo-ostdeutsch“ nach Wohnort und „bio-ostdeutsch“ nach Geburtsort. Als „sozio-ostdeutsch“ würde jemand gelten, der selbst in der DDR oder in Ostdeutschland geboren wurde oder mindestens ein dort gebürtiges Elternteil hat. Die Forscherinnen und Forscher sprechen von „Osthintergrund“. Vierte mögliche Definition wäre laut Dezim „emo-ostdeutsch“ nach emotionaler Zugehörigkeit. Das wären Menschen mit „Osthintergrund“, die sich selbst vor allem als ostdeutsch sehen.
„Wir schlagen vor, zur Bestimmung von Ostdeutschen weitreichende Kriterien zu definieren“, sagte Dezim-Direktorin Naika Foroutan. „Dabei sollte auch die Herkunft der Eltern in Erwägung gezogen werden, ähnlich wie es bei der Kategorie „Migrationshintergrund“ der Fall ist.“ Für das politische Ziel, der Benachteiligung von Ostdeutschen entgegenzuwirken, brauche es eine valide Definition.
Der Beitrag Wer ist ostdeutsch? erschien zuerst auf Wirtschaft und Markt.