Die Wirtschaftsbilanz Mecklenburg-Vorpommerns fiel 2022 durchwachsen aus. Einer Erholung im Tourismus und einigen Neuansiedlungen auf der Habenseite standen die Turbulenzen der Werftenkrise gegenüber. Hoffnungsträger der Zukunft soll nun die Wasserstoffwirtschaft werden. W+M startet mit diesem Beitrag eine Länderreport-Serie. Die ersten drei Teile nehmen Mecklenburg-Vorpommern ins Visier. Von Matthias Salm.
Hier beginnt Teil 3:
Agrarwirtschaft dominiert in MV
Die fast ausschließlich mittelständisch geprägte Ernährungswirtschaft umfasste laut Statistischem Landesamt 2020 insgesamt 163 Betriebe mit 20 und mehr Beschäftigten. Mit fast 18.000 Beschäftigten ging mehr als jeder vierte Industriebeschäftigte 2020 im Ernährungsgewerbe inklusive dem Futtermittelgewerbe seinem Job nach. Allein 57 Prozent der Landesfläche in MV werden agrarisch genutzt. Das Ernährungsgewerbe bildet bis heute die umsatzstärkste Branche innerhalb des verarbeitenden Gewerbes in MV, es steht für ca. 30 Prozent des Gesamtumsatzes, gefolgt vom Maschinenbau mit einem Anteil von 15.5 Prozent.
Foto: Thomas Max Müller/Pixelio.de
Die Backwarenindustrie, die Fleisch-, Milch- und Fischverarbeitung sowie die Getränkeproduzenten bestimmen das Bild. Neben vorwiegend mittelständischen Betrieben produzieren im Land aber auch große Konzerne wie die Dr. Oetker Tiefkühlprodukte GmbH, die seit 30 Jahren in Wittenburg Tiefkühlpizzen herstellt, oder das Kartoffelwerk in Stavenhagen an der Mecklenburgischen Seenplatte, das die niederländische Aviko Rixona mittlerweile in einer strategischen Partnerschaft mit Unilever betreibt. Allerdings kämpfen auch die Lebensmittelhersteller mit Konsumzurückhaltung und hohen Energiepreisen. So schließt beispielsweise der Fleischereigigant Danish Crown seinen Zerlegebetrieb in Boizenburg aufgrund des rückläufigen Schweinefleischkonsums.
Schwierige Lage der Automobilbranche
Die Automobilzulieferbranche in Mecklenburg-Vorpommern befindet sich hingegen bereits seit längerem in einem starken Strukturwandel. Im Land sind etwa 100 überwiegend kleine und mittlere Unternehmen im Bereich Automotive tätig, davon sind etwa 35 Unternehmen spezialisierte Automotive-Zulieferer. Rund 5.500 Beschäftigte erwirtschaften einen jährlichen Umsatz von rund 1,7 Milliarden Euro.
Die wirtschaftliche Situation zeigt sich jedoch zunehmend angespannt. Die großen Autoproduzenten sitzen zwar ohnehin nicht an der Küste. Dennoch stammen etwa Airbag-Gasgeneratoren der Firma ZF TRW Airbag Systems GmbH in Laage, Sicherheitsgussteile von MAT Foundries Europe in Ueckermünde oder Schiebe-, Panorama-, Cabriodächer und Thermosysteme von Webasto in Neubrandenburg aus MV. Daneben fertigen die Unternehmen im Land hydraulische Präzisionskomponenten, statten Nutzfahrzeuge mit Allradantrieben aus und sind im Bereich der Leichtmetallumformung tätig.
Rostock Gewinner im Land
Hafen Rostock. Foto: AdobeStock
Das Wachstum der Wirtschaft fällt zudem regional sehr unterschiedlich aus. Rostock hat in den vergangenen zwei Jahrzehnten das kräftigste Jobwachstum aller kreisfreien Städte und Landkreise in Mecklenburg-Vorpommern hingelegt. Von 2001 bis 2021 nahm die Zahl der Beschäftigten um 15,9 Prozent zu. Auch die Landkreise Rostock mit einem Plus von 7,2 Prozent bei den Arbeitsplätzen, Nordwestmecklenburg mit einem Plus von 6,3 Prozent und Vorpommern-Greifswald mit plus 1,8 Prozent sind wirtschaftliche Zugpferde. Sorgenkind ist hingegen der Landkreis Mecklenburgische Seenplatte mit einem Minus von 10,4 Prozent.
Länderreport MV Teil 1 – 14.02.2023
Tourismusbranche hat sich erholt
Lösungen für Werftenstandorte gefunden
Länderreport MV Teil 2 – 20.02.2023
MV will Wasserstoff-Land werden
Flaute bei der Windkraft
Gesundheitswirtschaft baut Stellung aus
Der Beitrag W+M-Länderreport Mecklenburg-Vorpommern: Licht und Schatten an der Küste / Teil 3 erschien zuerst auf Wirtschaft und Markt.