Mit dem Länderreport Sachsen setzt Wirtschaft+Markt die im ersten Halbjahr 2023 mit Brandenburg, Thüringen begonnene Recherche-Serie fort. Auch diesen Report werden wir in mehreren Teilen veröffentlichen, denn es gibt mehr zu berichten, als man so gemeinhin denkt.
Teil 1 – 14.10.2023: Die TSMC-Fabrik beflügelt Sachsens Wirtschaft
Teil 2 – 21.10.2023: Sachsens Automobilbranche im Wandel
Teil 3 – 31.10.2023: Schwächen bei erneuerbaren Energien/ Life Sciences mit großem Potenzial
Teil 4 – 04.11.2023: Die Wiege des Maschinenbaus
Teil 5 – 18.11.2023: Wichtige Drehscheibe für die Logistik/Umbau der Kohleregionen schreitet voran
Teil 3: Schwächen bei erneuerbaren Energien/ Life Sciences mit großem Potenzial
Schwächen bei erneuerbaren Energien
Zu dem wichtigsten Standortfaktoren für die Industrie zählt seit geraumer Zeit das Angebot an erneuerbaren Energien. In diesem Bereich schwächelt der Freistaat, jahrelang am Tropf billiger Importenergie und der heimischen Braunkohle hängend, etwa beim Ausbau der Windkraft. Sachsens Windkraftleistung wächst im Schnitt seit dem Jahr 2000 langsamer als im Rest von Deutschland. Im ersten Quartal 2023 sind sieben neue Anlagen genehmigt worden, für 34 weitere liegen Planungsunterlagen vor. Werden diese Windräder in naher Zukunft auch gebaut, könnte sich die Windenergieleistung im Freistaat um fast 20 Prozent erhöhen.
Solar Copyright Bundesverband Solarwirtschaft e.V.
Auch beim Photovoltaik-Ausbau war Sachsen bisher kein Vorzeigeland. Seit 2020 fiel Sachsen hinter das deutschlandweite Ausbautempo zurück. Jetzt lassen aktuelle Zahlen auf eine Trendwende hoffen: Im ersten Halbjahr 2023 sind in Sachsen mehr Photovoltaikanlagen errichtet worden als im gesamten Vorjahr. Zudem will der Braunkohlekonzern LEAG am Kraftwerksstandort Boxberg einen Solarpark errichten, der jährlich bis zu 26.000 MW/h grünen Strom ins Netz einspeisen wird.
Ein positives Bild zeichnet die sächsische Cleantech-Branche. Umwelt- und Energietechnik sind in Sachsen zu einem bedeutenden Wirtschaftsfaktor herangewachsen. 909 Betriebe setzten im Jahr 2021 rund 6,9 Milliarden Euro um, davon rund 1,5 Milliarden Euro im Ausland. Besonders umfangreich fielen die Umsätze für Maßnahmen zur Luftreinhaltung (3,1 Milliarden Euro) und zum Klimaschutz (2,5 Milliarden Euro) aus.
Eine führende Position nehmen sächsische Unternehmen bei erneuerbaren Energien, bei der Energiespeicherung und der Kreislaufwirtschaft ein. Sächsische Unternehmen und Forschungseinrichtungen zeigen ihre Expertise etwa bei der Sanierung des Uran- und Braunkohlenbergbaus, in der Altlastenbeseitigung oder bei der Erneuerung von Abwassersystemen. Freiberg hat sich als führender Standort für innovative Technologien in der Ressourcen- und Energieeffizienz etabliert.
Foto: AdobeStock
Eine führende Rolle will Sachsen künftig auch in der Wasserstoff-Wirtschaft spielen. Dabei liegen die Kompetenzen in Chemnitz vor allem im Bereich der Brennstoffzellen, rund um Leipzig bei der industriellen Wasserstoff-Anwendung und in der Elektrolyse in Dresden und Görlitz.
Life Sciences mit großem Potenzial
In Sachsen arbeiten rund 300 Betriebe mit rund 15.500 Mitarbeitenden in den Bereichen Medizintechnik, Medizinprodukte, Biotechnologie und Pharmazie. Sie erzielen einen Jahresumsatz von zirka 1,9 Milliarden Euro. Allen voran die Medizintechnik mit 230 Betrieben und 10.500 Beschäftigten wächst mit beeindruckendem Tempo.
Mitarbeiterin eines Unternehmens am Weinberg Campus. Foto: Marco Warmuth/TGZ Halle
Die sächsische Biotechnologie zählt etwa 50 Unternehmen, um die 20 Unternehmen sind in der pharmazeutischen Industrie aktiv. 450 Betriebe mit rund 40.500 Beschäftigten lassen sich als Zulieferer oder Dienstleister für den Life Sciences-Sektor werten. Bis zum Jahr 2020 hatte Sachsen bereits fast eine Milliarde Euro in den Aufbau seines Life-Sciences-Clusters investiert. Die gesamte Gesundheitsbranche mit rund 350.000 Beschäftigten und mit einen Umsatz von 14 Milliarden Euro zählt zu den größten Wirtschaftszweigen des Freistaats.
In der Biotechnologie sticht das selbst ernannte Radiopharmaceutical Valley rund um das Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf hervor. Dazu gehören mehrere Hersteller von leicht radioaktiven Stoffen, die Krebs im menschlichen Körper bekämpfen können – etwa das Radeberger Unternehmen ABX Advanced Biochemical Compounds GmbH, der Radiopharmaka-Herstellers ROTOP Pharmaka GmbH in Dresden oder die Isotope Technologies Dresden GmbH.
An dem ScaDS.AI sind die TU Dresden, im Bild das Hörsaalzentrum, und die Universität Leipzig beteiligt. Copyright: TUD/Eckold
Auch in der Forschung setzt Sachsen Maßstäbe. Das Innovationszentrum für Computerassistierte Chirurgie in Leipzig gehört zu den wichtigsten Forschungsinstituten für biomedizinische Technik in Deutschland. Das Fraunhofer-Institut für Zelltherapie und Immunologie in Leipzig arbeitet an der Entwicklung innovativer Zell- und Gentherapeutika. Im Netzwerk „SaxoCell“ kooperieren Wissenschaftler der TU Dresden, der Universität Leipzig, Kliniken in Leipzig, Dresden und Chemnitz und Industrieunternehmen beim Aufbau einer Forschungs- und Industrieplattform in der Zell- und Gentherapie.
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